Dieser Schädel fasziniert die Wissenschaft. Der sogenannte Störtebeker-Kopf gehört einem vor sechshundert Jahren hingerichteten Seeräuber. Handelt es sich tatsächlich um die Reste des berüchtigten Freibeuters und Volkshelden Klaus Störtebeker? In der zweiten Häfte des vierzehnten Jahrhunderts kaperte er Schiffe in Nord- und Ostsee. Wie sah der Mann, dem wahrscheinlich im Oktober des Jahres vierzehnhundert im Hamburg der Kopf abgeschlagen wurde, wirklich aus?
Im Jahr 1878 machen Arbeiter auf dem Gelände des Grasbrook, der ehemeligen Hinrichtungsstätte der Hamburger, eine seltsame Entdeckung. Sie finden einen menschlichen Schädel, in dem ein Nagel steckt. Ein Indiz dafür, dass es sich um einen Piraten handeln könnte. Ist dies der Kopf des berühmt-berüchtigten Klaus Störtebeker?
Ende des vierzehnten Jahrhunderts herrscht Krieg zwischen Mecklenburg und Dänemark. Auf der Ostsee tobt ein erbitterter Kampf um die Vorherschaft auf dem Binnenmeer. Kaperbriefe der Mecklenburger legalisieren die Raubzüge der Freibeuter, die sich Vitalienbrüder nennen. Einer ihrer Anführer ist der legendäre Klaus Störtebeker.
Mehr als sechshundert Jahre nach der sagenumwobenen Hinrichtung des Freibeuters soll das Geheimnis des Störtebeker-Schädels gelüftet werden. Rechtsmediziner, Anthropologen und Historiker wollen dem Kaperfahrer ein Gesicht geben.
In ihrem Pariser Atelier erschafft Elisabeth Daynes seit vielen Jahren erstaunlich realistische Gesichts- und Ganzkörperrekonstruktionen . Ihre Arbeit basiert auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Naturwissenschaftliche Museen und Sammlungen in aller Welt stellen ihre Werke aus. Innerhalb von zwei Monaten gelingt es ihr, das längst verloren gegangene Antlitz eines Seeräuberanführers zu rekonstruieren.
“Ich habe mich entschieden, ihn nach links schauen zu lassen, mit einem etwas beunruhigten, neugierigen, leicht fragenden Blick. Es ist das Element, das die Leute berühren, bewegen wird. Der Besucher der Ausstellung muss angezogen, fasziniert sein von diesem Blick. Er darf nicht das Gefühl haben, einer Puppe gegenüber zu stehen, sondern einem fast lebenden Menschen.“
Mehr als sechshundert Jahre nach der Hinrichtung kann der wiedererschaffene Kopf eines Piratenanführers im Museum für Hamburgische Geschichte bestaunt werden. Die Rekonstruktion zeigt einen Mann, der die Fantasie vieler Generationen beflügelt und vielleicht Klaus Störtebeker war. Ein Film von Sascha Dünnebacke.
Erstausstrahlung: 2004
42 min – VOX – produziert von SPIEGEL TV – auch als Kauf-DVD erhältlich
Foto: Eurelios / Atelier Daynes